Sexuelle Belästigung

Begriff

Sexuelle Belästigung wird definiert als jedes belästigende Verhalten sexueller Natur oder aufgrund der Geschlechtszugehörigkeit, das die Würde der Person verletzt. Eine einzelne Handlung kann ausreichen. Ein Griff an den Hintern oder ein unsittliches Angebot fallen einem sofort ein, wenn man von sexueller Belästigung spricht.

Aber auch andere Verhaltensweisen können sexuelle Belästigung darstellen, z. B. wenn eine Mitarbeiterin mit pornografischen Bildern konfrontiert wird. Manchmal ist es nicht leicht, zwischen einem unangemessenen Kommentar und sexueller Belästigung zu unterscheiden.

Pflicht des Arbeitgebers

Der Arbeitgeber muss die Gesundheit aller seiner Mitarbeiter schützen, vom Praktikanten bis zum CEO. Diese Pflicht beinhaltet, dass der Arbeitgeber alle angemessenen Maßnahmen ergreift, um Situationen sexueller Belästigung am Arbeitsplatz zu verhindern und zu beenden. Diese Maßnahmen hängen von der jeweiligen Situation ab und können von einer einfachen Verwarnung bis hin zur fristlosen Entlassung reichen.

Richtlinie

Der Arbeitgeber muss eine Richtlinie erlassen, die auf die Bekämpfung der sexuellen Belästigung abzielt. Es muss ein Verfahren festgelegt werden, damit die Beschäftigten wissen, was sie im Falle einer sexuellen Belästigung tun müssen. Der Arbeitgeber muss eine Vertrauensperson einsetzen, die bestimmte Merkmale in Bezug auf Unabhängigkeit, Neutralität und Vertraulichkeit aufweisen muss.

Soziale Netzwerke

Der Arbeitgeber ist verpflichtet, Situationen sexueller Belästigung am Arbeitsplatz zu verhindern und zu beenden. Aufgrund des technologischen Fortschritts kann sich diese Belästigung ins Internet und in soziale Netzwerke verlagern. Dies kann der Fall sein, wenn ein Arbeitnehmer einer Kollegin eine Facebook-Nachricht schickt, in der er ihr unanständige, aufdringliche und unerwünschte Angebote macht. Welche Verantwortung trägt der Arbeitgeber?

Annahmeverzug des Arbeitgebers

In besonders schweren Fällen kann die Arbeitnehmerin um ihre Integrität fürchten, wenn sie an ihren Arbeitsplatz zurückkehrt. Wenn der Arbeitgeber keine angemessenen Maßnahmen ergreift, kann die Arbeitnehmerin sich weigern, zur Arbeit zu kommen. Der Arbeitgeber muss ihr dann den Lohn zahlen.

Die Mitarbeiterin kann den Arbeitsvertrag auch mit sofortiger Wirkung kündigen. Wenn diese fristlose Kündigung gerechtfertigt ist, muss der Arbeitgeber eine recht hohe Entschädigung zahlen.

Gleichstellung von Frauen und Männern

Das Gesetz über die Gleichstellung von Frauen und Männern (GlG) legt fest, dass sexuelle Belästigung eine Form der Diskriminierung ist. Bei einer Vergeltungskündigung sieht das GlG besondere Regeln und Sanktionen vor.

Wenn also einer Frau gekündigt wird, weil sie ihren Arbeitgeber aufgefordert hat, Maßnahmen gegen sexuelle Belästigung zu ergreifen, ist die Situation mehr als heikel. Unter bestimmten Bedingungen ist die Kündigung ungültig. Der Arbeitgeber muss die Arbeitnehmerin wieder an ihrem Arbeitsplatz einstellen.

Firmenabend

Ein Firmencocktail reimt sich oft auf Champagner und eine entspannte Atmosphäre. Es handelt sich jedoch um eine berufliche Veranstaltung. Der Arbeitgeber muss darauf achten, dass es nicht zu Ausrutschern kommt. Wenn Alkohol im Spiel ist, ist sexuelle Belästigung nie weit entfernt...

Fristlose Kündigung

Konfrontiert mit Vorwürfen der sexuellen Belästigung ist der erste Reflex des Arbeitgebers manchmal, den Täter fristlos zu entlassen. Dabei muss er jedoch wachsam sein. Eine fristlose Entlassung ist nur in schweren und nachgewiesenen Fällen von sexueller Belästigung gerechtfertigt.

Arbeitsunfähigkeit und Entlassung

Wenn die sexuelle Belästigung dauerhaft ist oder eine gewisse Schwere erreicht, ist es nicht ungewöhnlich, dass ein Arbeitnehmer arbeitsunfähig wird. Sofern sich seine Arbeitsunfähigkeit auf seinen Arbeitsplatz beschränkt, ist der Arbeitnehmer dann vor Kündigungen geschützt? Nein, sagt das Bundesgericht!

Diese Situation muss jedoch mit äußerster Vorsicht behandelt werden. Wenn der Arbeitgeber einen Arbeitnehmer entlässt, obwohl er keine angemessenen Maßnahmen ergriffen hat, um sexuelle Belästigung zu verhindern oder zu beenden, wird die Entlassung als missbräuchlich eingestuft. Der Arbeitgeber muss eine Entschädigung zahlen, die bis zu sechs Monatsgehälter betragen kann. In schweren Fällen kann der/die Arbeitnehmer/in eine zusätzliche Entschädigung für immaterielle Schäden verlangen.

Ärztliches Attest

Bei Arbeitsunfähigkeit aufgrund eines Konflikts am Arbeitsplatz legt der Arbeitnehmer in der Regel ein ärztliches Attest vor. In der Bescheinigung wird manchmal erwähnt, dass die Arbeitnehmerin wegen sexueller Belästigung am Arbeitsplatz an der Arbeit gehindert wird. Welche Beweiskraft hat ein solches Attest?

Liebe am Arbeitsplatz

Romanzen unter Kollegen an der Kaffeemaschine sind recht häufig. Der Arbeitgeber fürchtet bei einer Trennung oft den Vorwurf der sexuellen Belästigung... Er ist versucht, Liebesbeziehungen unter Kollegen einfach zu verbieten. Hat er das Recht dazu?

Kleidung

Mitarbeiter können grundsätzlich frei über ihre Kleidung entscheiden. Allerdings können bestimmte zu kurze oder freizügige Kleidungsstücke unangemessene Kommentare oder Gesten hervorrufen. Der Arbeitgeber muss Maßnahmen zum Schutz seiner Mitarbeiter ergreifen und eine Kleiderordnung verfassen.

Arbeitszeugnis

Beim Ausstellen des Arbeitszeugnisses muss der Arbeitgeber zwischen seiner Pflicht, die Wahrheit zu sagen, und seiner Pflicht, dem Arbeitnehmer gegenüber wohlwollend zu sein, jonglieren. Ob und in welcher Form er eine vom Arbeitnehmer verursachte sexuelle Belästigung erwähnen muss, hängt von der Schwere des Falls ab. 

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1 Mär., 2010 vonMarianne Favre Moreillon